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Barbaresco Barolo
Bruno Giacosa Cantina Vietti Michele Chiarlo Pio Cesare Prunotto
Tesdorpf James Suckling Robert Parker The Wine Enthusiast Jancis Robinson
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Der Barbaresco wird als »kleiner Bruder des Barolo« oder als »Wein der Königin« bezeichnet. Wie den Barolo, den »Wein des Königs«, keltert man den trockenen, intensiven Rotwein sortenrein aus Nebbiolo, der hier auf kalkhaltigem Mergel gedeiht. Der Barbaresco ist »femininer«, etwas weicher und früher reif als der oft herbe Barolo, enthält weniger Alkohol und ist früher zugänglich.

Der »Barbaresco« ist ein Wein, der aus der DOCG Barbaresco im Piemont stammt, die nach dem gleichnamigen Ort benannt ist. die Appellation, die 1966 zur DOC und 1980 zur DOCG ernannt wurde, umfasste im Jahr 2019 677 Hektar in den Gemeinden Barbaresco, Treiso und Neive sowie in dem Gebiet der Frazione San Rocco Seno d'Elvio, das zu Alba gehört. Im Gegensatz zur DOCG Barolo, die südwestlich von Alba liegt, findet man Barbaresco östlich von Alba.

Wie der Barbaresco entstanden ist

Die Ortschaft Barbaresco wurde 1799 erstmals als Weinbaugemeinde genannt, auch wenn sie sicher eine viel längere Historie besitzt. Die moderne Geschichte der Appellation begann 1894, als Domizio Cavazza, Direktor der Regia Scuola Enologica di Alba, das Schloss in Barbaresco sowie Ländereien im Gebiet von Pora und Ovello erwarb, um zusammen mit neun anderen Winzern die Cantina Sociale di Barbaresco zu gründen. Er hat auf Basis der Erkenntnisse des Önologen Paolo Francesco Staglieno den Nebbiolo in Barbaresco erstmals trocken ausgebaut und sich so der neuen Stilistik des »Barolo« angenähert. Zudem sorgte er dafür, dass die Weine aus Barbaresco national bekannt wurden.

Leuchtturm-Weingüter

Nach einer für den italienischen Wein sehr schwierigen Zeit mit der Reblaus-Katastrophe, den Weltkriegen und der Wirtschaftskrise erwachte der Weinbau von Barbaresco in den 1960er Jahren zu neuem Leben. Grund dafür waren zwei Winzer, die bis heute zu den besten des Piemont zählen: Bruno Giacosa und Angelo Gaja. Zudem gründete damals der örtliche Pfarrer Don Fiorino Marengo die Genossenschaftskellerei Produttori del Barbaresco. Er griff die ursprüngliche Idee von Cavazza auf, die Abwanderung junger Landwirte zu stoppen, indem sie eine Möglichkeit erhielten, dass ihr Traubenmaterial zu sehr gutem Wein verarbeitet wurde und entsprechende Preise erzielen konnte. Da die Weingüter in Barbaresco keine so lange Tradition besaßen, fand eine Auseinandersetzung zwischen Modernisten und Traditionalisten, die das »Barolo«-Gebiet Ende der 1970er Jahre fast zerrissen hätte, kaum statt. Der »Barbaresco« erschien von Beginn an modern, und die Winzer des Ortes nutzten die neuesten önologischen Erkenntnisse, um eher fruchtbetonte Weine zu erzeugen, die international sehr gut aufgenommen wurden.

Das Anbaugebiet

Die Böden des Barbaresco-Gebiets sind hauptsächlich geprägt von kalkhaltigem Mergel, der aus dem Tortonium stammt. Damit ähnelt das gesamte Gebiet am ehesten dem Bereich Barolo und La Morra in der Barolo DOCG. Insgesamt sind die 677 Hektar rund um Barbaresco, Neive und Treiso viel einheitlicher als das Barolo-Gebiet. Es gibt 66 Weinberge, die seit 2007 als »Menzione Geografica Aggiuntiva« auf dem Etikett als Herkunft erscheinen dürfen. Die Weinberge rund um die Stadt Barbaresco sorgen für rund 45 % der Produktion von »Barbaresco«. Die Weine aus diesem Gebiet sind eher leicht in Farbe und Körper, sehr gut strukturiert und aromatisch. In Neive spielt die Barbera die erste Geige, der Nebbiolo folgt erst nach Dolcetto und Moscato. Die Weine sind die kraftvollsten und tanninreichsten der Appellation. Das östlich von Barbaresco gelegene Neive ist für 31 % der Produktion von »Barbaresco« zuständig. Südlich von Barbaresco liegen die Weinberge von Treiso, die für 20 % der Weine sorgen. Es sind die am höchsten gelegenen der Appellation. Dort entstehen die leichtesten und finessenreichsten Weine der DOCG.

Auch hier gibt’s keine Cru

Ähnlich wie in der DOCG Barolo hat man in Barbaresco seit den 1970ern mit der Fürsprache des berühmten Weinkritikers Luigi Veronelli versucht, die Weinberge in eine Cru-Pyramide zu klassifizieren, doch ohne Erfolg. Die inoffiziellen Crus der Region sind in Barbaresco Asili, Martinenga, Montefico, Montestefano und Rabajà, in Neive Albesani, Santo Stefano, Bricco di Neive und Gallina sowie in Treiso der Weinberg Pajorè. Der »Barbaresco« wird immer zu 100 % aus Nebbiolo erzeugt. Der Rosso reift mindestens 26 Monate, davon neun Monate im Fass. Die Riserva reift mindestens 50 Monate, davon ebenfalls mindestens neun Monate im Fass. Der Alkoholgehalt liegt bei mindestens 12,5 Vol.-%l.

Unterschiede zum Barolo

Auch wenn die Anbaugebiete nur rund 15 Kilometer auseinander liegen, gibt es doch klare Unterschiede zwischen den beiden Appellationen. In Barbaresco ist der maritime Einfluss etwas höher, auch ist die Bodenstruktur gleichförmiger mit viel Kalkmergel im Boden. Der Nebbiolo wird früher reif, gärt früher und wird kürzer mazeriert. Die Tannine sind von Beginn an freundlicher und seidiger, die Weine duftiger, floraler und jünger zu trinken. Dafür reifen sie nicht ganz so lange wie die besten Weine aus Barolo. Im direkten Vergleich ähneln sie am ehesten einem »Barolo« aus Barolo und La Morra.